In einer Welt, in der Jobtitel wie „Manager“, „Consultant“ oder „Creative Director“ allgegenwärtig sind, stellt sich die Frage: Was sagen diese Bezeichnungen wirklich über uns aus? Diesen Gedanken habe ich auf Mastodon geteilt und daraufhin einige wertvolle Rückmeldungen erhalten.
Ein Jobtitel kann sowohl Identität als auch ein Marketinginstrument sein – eine Chance zur Selbstpositionierung, aber auch eine mögliche Falle. Begriffe wie „Consultant“ mögen besondere Expertise suggerieren, doch wie Leah Buley in „The User Experience Team of One“ schreibt, kann ein gut gewählter Jobtitel auch als semantischer Trick genutzt werden, um die eigene Position zu stärken. Als „Consultant“ wird man eher als Berater denn als reiner Dienstleister wahrgenommen, was oft zu einer gesteigerten Wertschätzung der eigenen Arbeit führt.
Aber führt dies nicht auch dazu, dass Jobtitel an Bedeutung verlieren? Durch die inflationäre Nutzung und das Fehlen konkreter Referenzen drohen sie zu leeren Labels zu verkommen – etwas, das jeder auf seinem Profil tragen kann, ohne dass dahinter unbedingt fundierte Kompetenz steht. Hier zeigt sich ein Dilemma der modernen Arbeitswelt: Der Wunsch, mit einer starken „Marke“ aufzutreten, steht oft im Spannungsfeld zur Erwartungshaltung der Gesellschaft, die echten Mehrwert sehen möchte.
Ein weiteres interessantes Argument ist die Möglichkeit, ganz auf einen Titel zu verzichten, um freier agieren zu können. Ohne Titel zu arbeiten, kann dazu führen, dass Menschen offener auf uns zugehen und das Gespräch eher auf Basis unserer Expertise als auf Basis einer Etikette suchen. Als jemand, der versucht, seine verschiedenen Interessen in Bewerbungsgesprächen zu vermitteln, fühlt es sich daher selten passend an, sich auf einen bestimmten Jobtitel festzulegen. Es geht weniger um eine klar definierte Bezeichnung, sondern um die Frage, welchen Mehrwert man bieten kann.
Natürlich birgt dieser Ansatz auch Risiken. Viele Menschen fühlen eine tiefe Erfüllung, wenn sie ihren Hobbys nachgehen, und könnten sich vorstellen, diese Leidenschaft zum Beruf zu machen. Doch sobald finanzielle Abhängigkeit entsteht, kann sich die anfängliche Begeisterung in Stress und Druck verwandeln. Die Freude an der Tätigkeit schwindet, wenn plötzlich Deadlines und finanzielle Verpflichtungen überwiegen. Dies zeigt sich häufig bei freiberuflichen Künstlern, YouTubern oder Designern, die zunächst aus Leidenschaft beginnen, jedoch irgendwann Erfolg liefern müssen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Für mich geht es weniger darum, sich mit einem fixierten Jobtitel zu identifizieren, als vielmehr darum, einen flexiblen Raum für die eigene Entwicklung zu schaffen. Menschen entwickeln sich weiter, Interessen ändern sich, und damit auch das, was sie beruflich tun. Der wichtigste Aspekt bleibt, einen Beruf zu finden, der nicht nur Freude bereitet, sondern der auch langfristig nicht von äußeren Anforderungen erdrückend wird.
Vielen Dank an alle, die mir auf Mastodon zu diesen Gedanken wertvollen Input gegeben haben:
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