Aus diversen Gründen hatte ich mich Anfang 2023 dazu entschieden, mein altes Hobby, das Laufen, wieder aufzunehmen – diesmal wirklich ernsthaft und mit nachhaltiger Wirkung.
Mein Problem war natürlich ein Klassiker: die Motivation. Während der Hochphase von Corona (Sidenote: Auch 2024 haben wir noch diese Krankheit #covidisnotover) ist alles irgendwie in dieser merkwürdigen Zeit, die 2020 begann, versackt. Aber auch davor war ich kein wirklich guter Läufer. Meine schnellste Pace war damals 7:35.
Ich entschied mich also, einem Verein beizutreten, um einen externen Grund und eine zusätzliche Motivation zu haben, mich durch den kalten Februar zu kämpfen. Laufen in einer Gruppe macht ja bekanntlich mehr Spaß. Zusätzlich hatte Apple gerade für meine Apple Watch Series 4 die Sport-App überarbeitet, und es gab ein paar neue Informationen, die für mich damals kaum mystischer hätten sein können. Dank Apple lernte ich damals Herzfrequenzzonen kennen.
Ich zielte immer darauf ab, bei den Läufen in der Zone 4 zu bleiben, lief einmal die Woche in der Gruppe und einmal alleine und verbesserte mich konstant.
Nebenbei bemerkt, ich kann wirklich allen Leuten, denen es möglich ist, empfehlen, mit dem Laufen anzufangen, ganz besonders in einer Gruppe. Hier motiviert man sich gegenseitig und fängt schnell an, auf bestimmte Ziele wie ein Event hinzutrainieren. Es ist einfach eine Community, der man ohne viel Aufwand beitreten kann.
Im Sommer war ich dann so weit, dass ich während meiner Südeuropa-Tour die Laufschuhe mitnahm und eine Pace von 7:00 auf 5 km erreichte. Da merkte ich allerdings auch, dass ich mich schon seit einem Monat nicht wirklich verbesserte. Ich wusste, dass ich bestimmt weiter und schneller laufen könnte, aber mir fehlte die nötige Übersicht und ein guter Trainingsplan.
Das fehlende Trainingsziel
Von meiner Laufgruppe war ich der einzige, der mit einer Apple Watch lief. Die anderen waren mit Uhren von Garmin unterwegs, und auch im Netz stößt man auf die ewige Treue von Läufer:innen zu ihrer Garmin-Uhr. Ich fing an, mich zu informieren, und lernte das Garmin Coach Feature kennen. Jeff, Greg und Amy sind drei Coaches, die dich bei Garmin auf ein Ziel hintrainieren. Außerdem schien die Batterielaufzeit der Uhr mit etwas mehr als einer Woche die Apple Watch um Welten zu übertreffen. Ich überlegte viele Wochen, ob ich mich aus dem wohligen Apple Nest wegbewegen sollte. Komischerweise definiert so eine Marke einen ja doch, obwohl man es nicht wahrhaben möchte.
Schlussendlich entschied ich mich im September für die Forerunner 265 und absolvierte mit ihr meinen ersten Wettkampf mit einer Pace von 6:10 auf 8,666 km und meldete mich für die 44. Bremer Winterlaufserie an.
Am Ende bin ich dann wirklich im März meine ersten 20 Kilometer gelaufen und hoffe es im Oktober wiederholen zu können.
Die Forerunner 265 im Vergleich zur Apple Watch
Zunächst zur Hardware: Im Vergleich zur Apple Watch ist die Garmin leider schon ein Plastikbomber, der jedoch nur geringfügig weniger kostet. Bei Apple ist alles aus Metall und fühlt sich wertig an. Die Garmin ist dafür leichter und mindestens genauso robust. Auf den ersten Blick fallen bei der Garmin die vielen Knöpfe auf, obwohl sie auch über den Touchscreen bedient werden könnte. Als Apple-Nutzer wirkt dies erstmal umständlich, aber gerade jetzt im Winter beim Laufen oder bei sehr schwitzigen Fingern ist die Bedienung über die Knöpfe einfach viel angenehmer. Dazu kommt, dass man bei der Garmin jedes Uhrenarmband mit Schnellverschluss anbringen kann. Apple hat zwar seine eigene Mechanik, die sogar meiner Meinung nach etwas komfortabler ist, aber beide Uhren tun sich in diesem Punkt nicht viel. Wasserdicht sind übrigens beide, und bei der Garmin entfällt der komische Wassermodus wie bei der Apple Watch.
Generell muss man sagen, dass die Garmin keine Smartwatch, sondern eine Sportuhr ist. Das merkt man an vielen Kleinigkeiten, die ich nie wirklich genutzt habe, aber die viele dennoch vermissen könnten. Es gibt beispielsweise Garmin Pay, welches aber zumindest in Deutschland kaum von Banken unterstützt wird. Die App-Unterstützung mit den Komplikationen fällt natürlich komplett weg. Es gibt einen Appstore für die Garmin, aber dieser ist nicht mit dem von Apple zu vergleichen. Sport-Apps wie Strava oder auch Komoot sind jedoch zu finden und funktionieren sehr gut, sogar schneller als bei Apple.
Da sind wir auch schon bei der Software. Sie fühlt sich schnell und snappy an, allerdings war meine Uhr aus irgendeinem Grund nach der Einrichtung auf US-Metriken eingestellt. Also Meilen und andere ungewöhnliche Werte. Dazu kommt, dass man sehr schnell merkt, dass die Garmin sehr viele Funktionen hat und kein Onboarding bietet. Ich hätte mir irgendwie eine Anleitung gewünscht, aber ich glaube, so etwas wird heutzutage bei den wenigsten Betriebssystemen angeboten. Man muss sich irgendwie durchfinden und umgewöhnen.
Die Watchfaces sind sportlich gestaltet. Es gibt zwar im Appstore einige Designs zum Herunterladen, aber ich bin letztendlich beim Systemstandard geblieben, da die heruntergeladenen Designs nicht gut gerendert wurden oder die Hersteller immer wieder neue, verwirrende Menüs bauten, um ihre Designs zu konfigurieren. Hier kann man sehen, welche Tür Apple öffnen würde, wenn sie mal Watchfaces von Drittanbietern zulassen würden. Und ganz ehrlich: Mehr als das Wetter und ein paar Metriken wie Schrittzahl und Herzfrequenz benötigt man doch eigentlich nicht.
Apple und Garmin beim Sport
Wo die Apple Watch mit ihrem Haptikmotor dich antippen kann und grazil versucht, auf sich aufmerksam zu machen, ist die Garmin vielleicht nicht ganz so elegant. Sie piept und vibriert, um mit dir zu kommunizieren. Nicht unangenehm laut, aber schon so, dass sie sicher für Passanten hörbar ist. Ehrlich gesagt finde ich es ganz gut, denn bei der Apple Watch habe ich schon so manches Ziel oder wichtige Info verpasst, da sie selbst auf der höchsten Vibrationsstufe noch zu sanft war.
Die Infoscreens der beiden Uhren sehen natürlich anders aus, geben aber dieselben Informationen aus. Bei der Garmin gibt es zusätzlich noch Screens, die dich über das aktuelle Training informieren. Die Forerunner nutzt nicht nur GPS, sondern schaltet sich auch automatisch in die Satellitensysteme GLONASS und Galileo, um Strom zu sparen und stets genaue Aufzeichnungen zu ermöglichen. Meiner Meinung nach ist die Aufzeichnung viel genauer als bei der Apple Watch.
Hier ist dann auch der größte Unterschied zwischen den beiden Uhren: die Software drumherum. Klar, es gibt Apple Fitness+. Allerdings sind es vorgefertigte Trainings, die man befolgen muss. Garmin hingegen geht auf dich als Person ein. Beispielsweise kann ich Wettkämpfe, an denen ich teilnehmen möchte, als Ziel einstellen, und die Uhr schlägt täglich, basierend auf den aktuellen Körperwerten, Trainings vor. Wenn man sich für einen Garmin Coach entscheidet, muss man sowieso ein Event als Ziel auswählen. Regenerationszeiten werden hier übrigens genauso vorgegeben, was mir sehr gefällt. Bei Apple wird man immer nur zur nächsten Höchstleistung gepusht, ohne Erklärungen oder einen wirklichen Trainingsplan.
Fazit
Sicherlich kann man sich mit anderen Apps seine Apple Watch so einstellen, dass man Trainingspläne und viele weitere Features von Garmin auch erhält. Mir gefällt bei der Garmin, dass alles aus einer Hand kommt und keine weiteren Kosten für Abos anfallen. Die Uhr könnte etwas wertiger sein, aber ehrlicherweise trage ich mittlerweile sehr gerne „richtige“ Uhren. Die Garmin ist für den Alltag und für den Sport. Vielleicht wird Apple das Thema Laufen und Training noch einmal erweitern, und vielleicht bin ich dann auch wieder geneigt, eine Apple Watch zu kaufen. Im Moment bin ich aber sehr zufrieden mit der Forerunner 265.
Bei Fragen, Anmerkungen oder Kritik könnt ihr mich gerne bei Mastodon ansprechen.
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