Erschöpft

Im Biedermeier führte politische Unterdrückung zu Rückzug ins Private: statt Aktivismus Sicherheit, statt Öffentlichkeit Privatheit. Heute spüre ich etwas Ähnliches in mir, der Wunsch, mich auf vieles zu konzentrieren, nur nicht auf Politik.

Ich merke, wie anstrengend alles geworden ist. Die Nachrichten. Die politische Lage. Die Wirtschaft. Selbst mein Rückzug aus den großen sozialen Medien war, wenn ich ehrlich bin, keine Rettung vor dieser Stimmung. Doomscrolling funktioniert auch im Fediverse.

Heute bin ich auf ein paar Beiträge gestoßen, die mich nachdenklich gemacht haben.

Viele Menschen sind erschöpft – vom Streit, vom Lärm, vom Gefühl, dass alles zu viel ist. Aber genau hier beginnt der Punkt, an dem Aufklärung zählt. 🧭 Frag dich ehrlich: 1️⃣ Wo hast du dich zurückgezogen, obwohl du’s besser wusstest? 2️⃣ Wann hast du weggeschaut, um deine Ruhe zu haben? 3️⃣ Was würde passieren, wenn du trotzdem wieder widersprichst? Aufklärung ist kein Beruf. Sie ist eine Haltung.

Mimikama auf Instagram

Dieses nicht ganz zurückziehen im Netz. Aufklären und trotzdem präsent bleiben, für andere wie für sich selbst, hat viele Namen.

For those who are blessed by not knowing what the cozy web means, it is a term used to describe the group chats and similar gate-kept spaces we use to communicate online while we are hiding from all the trolls and extremists who, assumingly, have taken over the internet.
The latter annoys me: the assumption that the internet is a terrible place, a dark forest where all the good people and spirits have left the public sphere and are now hiding in private, cozy spaces.

Kristoffer

Remi Carloz schrieb darüber auf kleinkleinklein, dass man diese Bewegung auch Camouflage Culture nennen kann. Im Gegensatz zu Dashboard Culture.

In the age of the algorithm, cultural value becomes synonymous with measurability. Dashboards don’t give a shit about merit, substance or even truth.

Remi Carloz

Vielleicht liegt genau hier eine Antwort: sich nicht weiter zurückzuziehen, sondern zu erzählen, was wir tun. Nicht für Reichweite, nicht für Likes. Sondern um sichtbar zu bleiben für die, die zuhören wollen. Das wird von den Feeds kaum belohnt und wahrscheinlich mit weniger Sichtbarkeit bestraft. Aber es wird die Menschen erreichen, die es hören sollen.

Ich meine nicht, dass wir alle zurück zu Instagram müssen.
Aber vielleicht sollten wir weniger auf diejenigen zeigen, die dort bleiben und weiter gegen die Windmühlen der Öffentlichkeit kämpfen.

Fediverse reactions

Comments

Eine Antwort zu „Erschöpft

  1. […] Bei Gefahr: Flucht oder Angreifen. Ersteres nutzen viele gerade bei sozialen Medien. Siehe: Erschöpft – niklasbarning. Drehen wir mal den Spieß um, und greifen an. Statt kampflos zurückzuziehen, bietet es sich an, […]

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