Wie Google Maps die Eingänge einer Wäscherei neu ordnete

Meine Frau erzählte mir neulich eine interessante Geschichte, die meiner Meinung nach ganz gut zeigt, wie abhängig wir als Menschen eigentlich schon von Diensten wie Google Maps sind.

In der Bremer Innenstadt war die Martinistraße letztes Jahr für Autos gesperrt. Das führte dazu, dass viele Kunden einer Wäscherei, die normalerweise „mal eben“ ihr Auto am Straßenrand abstellten, um in den Laden zu gehen, dies jetzt nicht mehr konnten.

Die meist von Lieferanten genutzte Parallelstraße blieb frei und wurde nun auch von Kunden benutzt, um zur Wäscherei zu gelangen. Das blieb von Google Maps nicht unbemerkt, und der Dienst passte seine Navigation daraufhin an. Allerdings anders, als man vielleicht erwarten würde: Es wurde einfach der Eingang versetzt!

Eine Karte von der Martinistrasse und der Langenstrasse, man sieht, wo die neue Streckenführung hinter dem Haus entlang geht.
Screenshot von Google Maps

Der eigentliche Eingang der Reinigung befindet sich im Norden (von mir mit gestrichelter Linie markiert). Da die Leute jetzt jedoch immer vom Süden kamen, verlagerte Google Maps die Navigation in die Langenstraße. Dort funktionierte die Wäscherei ein Fenster als „Eingang“ um und statteten es sogar mit einer Klingel aus. So konnten sie ihre Kundschaft im Rahmen der Straßensperrung weiterhin empfangen. Die Wäsche wurde fortan durch das Fenster hin- und hergereicht.

Nachdem die Baustelle verschwunden war, behielt Google Maps jedoch die neue Navigation bei. Die (neue und auch alte) Kundschaft klingelte weiterhin, zur Verwunderung der Wäscherei, am Fenster, um ihre Wäsche abzugeben und abzuholen. Laut der Wäscherei wird das Fenster als Zweiteingang nun bleiben. Ich finde es witzig, aber auch ein wenig beunruhigend, dass diese Lösung scheinbar die einfachste, für das von Software gemachte Problem ist.

Wie einfach es ist, Google Maps in die Irre zu führen, hat uns übrigens schon 2020 Simon Weckert gezeigt, als er mit einem Bollerwagen, in dem 99 Smartphones lagen, einen virtuellen Stau verursachte.

Danke an Steffi für die Geschichte und korrigieren des Textes.

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3 Antworten zu „Wie Google Maps die Eingänge einer Wäscherei neu ordnete

  1. Schrottie

    @barning
    @fihu

    Danke für deinen Bericht. Als Openstreetmap Fan und Mapper amüsiert es mich.

    Und es zeigt sehr schön, warum wir uns als Gesellschaft nicht auf Konzerne und AI verlassen sollten.

  2. Marius
    Marius

    Es gab mal einen Tag, an dem ein gerufener Pizzabote statt zu unserer Straße in eine Fußläufig ca. 2-300 Meter entfernte Adresse fuhr – und dort stehen blieb. Eine ganze Weile. Ich bin dann hin und hab die Pizza selbst von dem Wagen abgeholt.

    Ein Jahr später: Ungefähr 20% (Tendenz steigend) der Lieferanten fahren nun diese falsche Adresse an. Übrigens eine ganz andere Straße, aber Luftlinie vielleicht 10 Meter.

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